Perry Noble
Die Herausforderungen, vor denen die erste britische Labour-Regierung seit fast 15 Jahren steht, sind bekannt und miteinander verknüpft: geringes Wachstum, intensiver Wettbewerb um globales Kapital und unzureichende Investitionen in die Infrastruktur. Die Erosion des globalen Konsens nach dem Zweiten Weltkrieg und die daraus resultierende geopolitische Volatilität machen die Lösung dieser Probleme nicht einfacher. Auch die im Herbsthaushalt vorgeschlagenen Lösungen sind altbekannt: staatliche Mittel für strategische Investitionen, neue Steuerungs- und Regulierungsgremien und eine erneute Fokussierung auf das Preis-Leistungs-Verhältnis öffentlicher Gelder. Ob das funktioniert?
Möglicherweise. Die von der Regierung priorisierten Infrastruktur-Untersektoren stimmen mit dem starken Rückenwind am Markt überein, und die Kapazitäten sind skalierbar – erneuerbare Energien, Rechenzentren und Batterien der nächsten Generation. Der technologische Fortschritt drückt die Kosten und hält die Nachfrage hoch, sodass sich die Regierung auf ihre zentrale politische Rolle – das Stakeholder-Management, um neue Projekte von öffentlichem Interesse zu erschließen – konzentrieren und die effiziente Kapitalallokation den Anlegern überlassen kann. Das Erreichen eines Netto-Null-Energienetzes bis 2030 bleibt ein ehrgeiziges Ziel, doch das Verbot von Onshore-Windenergie und die vorgeschlagenen Änderungen am National Planning Policy Framework und NSIPs-Regime haben das Potenzial, echte Lösungen zu bieten.
Die Bereitstellung der nächsten Generation von Infrastruktur, die für die Dekarbonisierung der Wirtschaft bei gleichzeitiger Anpassung an die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels erforderlich ist, erfordert die Schaffung völlig neuer Märkte und Investitionsmodelle. Im Herbsthaushalt wurden positive Signale für diese neuen Sektoren gesetzt, doch wird es von den Einzelheiten und der Umsetzung abhängen, ob sie das für ihr Wachstum erforderliche private Kapital anziehen können. Für Anleger, die in der Lage sind, diese Sektoren zu identifizieren und auf proprietäre Anlagechancen zuzugreifen, besteht ein erhebliches Renditepotenzial.
Patrick Marshall
2025 bleiben die Perspektiven für den privaten Kreditsektor sehr gut, da er weiterhin für institutionelle Anleger attraktiv ist, die ein Engagement in den attraktiven Risiko-Rendite-Parametern dieser Anlageklasse anstreben.
Da die Zinsen langsam fallen, gehen wir davon aus, dass die Transaktionsströme von Private Credit im Direktkreditbereich steigen werden. Höhere Unternehmensbewertungen aufgrund niedrigerer Zinssätze werden zu einem Anstieg der M&A-Zahlen führen, wovon direkte Kreditgeber profitieren dürften. Bei Krediten sind stabile Renditen zu erwarten, denn die prognostizierten Zinssenkungen werden durch höhere Margen bei den Darlehen infolge der Umsetzung der Basel IV-Vorschriften ausgeglichen, durch die sich voraussichtlich bei vielen Banken die Kreditkosten erhöhen werden. Dies wird den Preiswettbewerb für Direktkreditgeber verringern. Angesichts der anhaltenden geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken, die sich in der Schwäche vieler europäischer Volkswirtschaften widerspiegeln, und der Gefahr potenzieller Zölle der USA auf die Produkte bestimmter europäischer Unternehmen wird der Fokus der Anleger weiterhin auf risikoarmen Direktkreditstrategien liegen, die in dieser unsicheren Situation am ehesten das Mittel der Wahl sein dürften. Während die Zahl der Ausfälle aufgrund der hohen Zinskosten kurzfristig weiter steigen wird, erwarten wir in dieser Beziehung eine Stabilisierung, sobald die Zinsen stärker gefallen sind. Konservative und disziplinierte Kreditgeber dürften angesichts steigender Transaktionsvolumina ein starkes Jahr für Direktkredite erleben.
Abbildung 1: Wert der weltweiten M&A-Transaktionen
Innerhalb des Segments der durch Vermögen besicherten Kredite werden derzeit vorrangig besicherte Immobilienschuldtitel aus Europa bevorzugt. Aufgrund steigender Transaktionsvolumina, insbesondere im mittleren Marktsegment, bietet der Markt Kreditgebern derzeit attraktive Investmentmöglichkeiten. Da die Immobilienpreise in den letzten Jahren erheblich gefallen sind, werden neue Finanzierungen derzeit auf der Grundlage konservativer Bewertungen strukturiert. Da der Immobiliennutzermarkt weiterhin stark ist und sich die Mieten in allen wichtigen Märkten stabil entwickeln, erwarten wir bei Neukreditgeschäften eine deutlich geringere Verschuldung pro Quadratmeter. Dies in Verbindung mit der Tatsache, dass die erwarteten weiteren Zinssenkungen den Wert von Immobilien stützen und die Verschuldungskosten im akzeptablen Bereich halten, lässt uns zu der Überzeugung gelangen, dass 2025 ein sehr gutes Jahr für diese Anlageklasse wird.
Sowohl die direkte Kreditvergabe als auch Immobilienschuldtitel stehen vor ausgezeichneten Jahren – im laufenden Jahr ist jedoch Disziplin das Gebot der Stunde. Angesichts unterschiedlicher Risiken sehen wir aktuell für konservativere Strategien die größten Erfolgsaussichten.
Abbildung 2: Wert der privaten Kredite (AUM) weltweit
Brooks Harrington, CFA
Die US-Wirtschaft treibt das globale Wachstum weiter voran. Über die meisten Kennzahlen hinweg ist das wirtschaftliche Umfeld in den USA sehr gesund, z. B. im Hinblick auf Beschäftigung, Produktivität, BIP-Wachstum oder Bewertungen an den Aktienmärkten. Die Inflation ist kein so großes Problem mehr wie vor 12 bis 24 Monaten, und die US-Notenbank hat bereits mit Zinssenkungen begonnen. Die Ungewissheit rund um die Wahlen ist vorbei, und die Aktienmärkte verzeichneten am ersten Tag nach der Wiederwahl von Präsident eine deutliche Rally. Der Private-Equity-Sektor folgte dieser Entwicklung mit verbesserten Kennzahlen in Bezug auf Transaktionsströme, Kreditverfügbarkeit und Ausstiegszahlen.
Private Equity ist mittlerweile eine ausgereifte Anlageklasse, und Anleger müssen sehr sorgfältig vorgehen, um weiterhin Anlagerenditen erwirtschaften zu können, die ihre Erwartungen erfüllen. Das untere Ende des Marktes ist weiterhin ein spannender Bereich, der weniger effizient, weniger umkämpft und weniger von außen beeinflusst ist. Er bietet große Chancen für erhebliche Wertschöpfung im operativen Bereich, unterstützt Unternehmen dabei, Skaleneffekte zu erzielen, und belohnt Anleger mit überdurchschnittlichen Renditen.
Die „Demokratisierung“ von Private Equity wird sich fortsetzen, da der Vermögensverwaltungs- und Privatanlegermarkt für die Industrie die breitesten Möglichkeiten bei der Aufnahme von neuem Kapital bietet.
KI war im Jahr 2024 das dominierende Thema, und dies wird sich höchstwahrscheinlich fortsetzen. Ob und wann KI tatsächlich eine technologische Revolution darstellt oder Produktivitäts- und Gewinnsteigerungen ermöglicht, wird mit Sicherheit weiter diskutiert werden. Anleger müssen vor allem in der Lage sein, zwischen Hype und Realität zu unterscheiden. Unabhängig davon werden aber in den USA im Bereich Technologie und Innovation weiterhin sehr attraktive Anlagechancen bestehen.
Europa wird weiterhin die Führungsrolle im Kampf gegen den Klimawandel innehaben, wodurch sich bedeutende Anlagemöglichkeiten durch regulatorischen Rückenwind, staatliche Unterstützung und eine hohe institutionelle Nachfrage auftun. Die grenzüberschreitende Investitionstätigkeit in China bleibt aufgrund der geopolitischen Unsicherheit verhalten. Andere Länder in der Region werden davon profitieren, dass unter diesen Umständen ein Teil des Kapitals nicht nach China, sondern stattdessen nach Indien, Japan und Südostasien fließen wird.
Wir sind der Ansicht, dass Anleger mit globaler Reichweite, signifikantem Transaktionsvolumen, strengen Underwriting-Standards und flexiblen Anlagekonzepten weiterhin belohnt werden.
Chris Taylor
Wie erwartet haben die Immobilienpreise im Vereinigten Königreich auf die rasche Normalisierung des Zinsniveaus reagiert, wobei die Kapitalwertrückgänge bei Büroflächen besonders stark und in den Sektoren Wohngebäude, Logistik und Life Science geringer ausfielen. Die zugrunde liegenden strukturellen Trends im Gebäudebereich haben jedoch weiterhin erhebliche Auswirkungen auf die Nachfragemuster. Wir werden hier voraussichtlich weiterhin eine starke Diskrepanz zwischen den qualitativ hochwertigsten Büros mit umfassender Ausstattung, sehr guter Zugänglichkeit und allen verbindlichen Umweltstandards und andererseits einem großen Bestand an nicht mehr zeitgemäßen Gebäuden sehen, die abgerissen oder umfassend saniert werden müssen. In vielerlei Hinsicht macht sich diese im Bürosektor beobachtete Diskrepanz bei der Nachfrage mittlerweile auch bei den Einzelhandelsflächen bemerkbar. Viele zentrale Einkaufsstraßen leiden unter dem Online-Handel, dem Wettbewerb durch Einzelhändler außerhalb der Innenstädte und den Auswirkungen von Corona auf Stadtzentren als Arbeitsort. Es ist zu erwarten, dass der Kapitalwert auf dem Büromarkt weiterhin deutlich nachlässt, da viele Gebäude veraltet sind. Demgegenüber ziehen Immobilienprojekte in Stadtzentren wie King’s Cross in London oder ähnliche Initiativen in Leeds, Birmingham und Manchester die besten Unternehmen an, da sie durch kommunales Engagement, hervorragend erreichbare Standorte und entsprechend gute Möglichkeiten zur Anwerbung von Talenten besonders attraktiv sind. Sie profitieren darüber hinaus auch von der Anziehungskraft bestimmter Einzelobjekte. Die Schaffung relevanter und resilienter Immobilien erfordert ein sehr aktives Anlagekonzept. Erfolgreiche, langfristig orientierte Immobilieninvestoren werden zukünftig immer stärker auf integrierte operative Modelle setzen. Viele institutionelle Investoren werden versuchen, solche integrierten Betriebsmodelle durch den Erwerb spezialisierter Plattformen für die Immobilienentwicklung zu realisieren. Der entscheidende Vorteil dieses Ansatzes liegt darin, dass er alle ökologischen, gesellschaftlichen und anderen Risiken vollständig und im Rahmen eines ganzheitlichen Risikomanagements erfasst.
Weitere Themen, die im nächsten Jahr von Bedeutung sein werden:
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