Kurz gefasst
- Die Ratingagentur Moody’s entzog den USA zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrhundert ihr Triple-A-Rating.
- Die langfristigen US-Kreditkosten stiegen im Anschluss an die Ankündigung, und eine schwächer als erwartet ausgefallene Auktion von US-Schatzpapieren schien die Sorgen der Anleger über die steigende Schuldenlast zu bestätigen.
- Eine Reihe von Faktoren deutet jedoch auf ein günstigeres US-Wachstumsumfeld in der zweiten Jahreshälfte hin.
Anleger wurden vor circa 3 Wochen mit der Entscheidung von Moody’s konfrontiert, die Kreditwürdigkeit der USA herunterzustufen, wodurch die größte Volkswirtschaft der Welt ihre letzte „perfekte“ Bonitätseinstufung verlor.
Moody’s senkte am 16. Mai die Kreditwürdigkeit der USA von Aaa auf Aa1 und begründete dies mit der Besorgnis über die steigende Staatsverschuldung und das wachsende Haushaltsdefizit des Landes. (Die Agenturen Fitch und S&P hatten den USA bereits 20232 und 20113 die Bestnote entzogen).
Moody’s warnte, dass die vorgeschlagene Verlängerung des Tax Cuts and Jobs Act aus dem Jahr 2017 das US-Defizit voraussichtlich um rund 4 Mrd. USD erhöhen würde. Die Verlängerung hatte am Mittwoch das von den Republikanern kontrollierte Repräsentantenhaus passiert.
„Trotz der hohen Nachfrage nach US-Staatsanleihen haben die seit 2021 gestiegenen Renditen der Staatsanleihen zu einem Rückgang der Erschwinglichkeit von Schulden beigetragen“, so Moody’s in einer Erklärung.
„Wir erkennen zwar an, dass die USA bedeutende wirtschaftliche und finanzielle Stärken haben, glauben jedoch, dass diese den Rückgang der fiskalischen Kennzahlen nicht mehr vollständig ausgleichen“, so die Agentur.
Die Kosten für langfristige US-Staatsanleihen stiegen nach der Herabstufung weiter an. Die Rendite 30-jähriger Staatsanleihen kletterte zum ersten Mal seit Oktober 2023 über 5 %, während die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen auf etwa 4,6 %4 stieg.
Das US-Finanzministerium verzeichnete bei einer Auktion am Mittwoch eine schwächere Nachfrage nach 20-jährigen Anleihen im Wert von 16 Mrd. USD. Die Renditen stiegen von 4,81 % bei der vorherigen Auktion auf 5,05 % – den höchsten Stand seit 20205.
Abbildung 1: Rating-Herabstufung der USA treibt Kreditkosten in die Höhe
Die US-Wirtschaft befindet sich in einem Abschwung, nicht in einer Rezession.
Die Ankündigung schlug weitere Wellen im Finanzsystem, und Moody’s entschied sich am 19. Mai6 für eine Herabstufung der langfristigen Ratings der US-Kreditinstitute JPMorgan Chase, Bank of America und Wells Fargo. Die Agentur begründete diese Entscheidung damit, dass die Fähigkeit der US-Regierung, systemrelevante Banken zu unterstützen, geschwächt sei.
Karen Manna, Portfoliomanagerin und Investment Director of Fixed Income bei Federated Hermes, sagt, es bleibe abzuwarten, ob die Herabstufung langfristige Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben werde:
„Mit dem Fokus auf politischen Entscheidungen in Washington setzt sich die Spannung zwischen harten und weichen Daten fort, und der Paukenschlag von Veränderungen und negativen Schlagzeilen mahnt zur Vorsicht. Die Herabstufung durch Moody’s wird die Renditekurve der US-Staatsanleihen wahrscheinlich kurzfristig höher und steiler verlaufen lassen, aber Verbraucher und Unternehmen müssen von einem nervösen Halten zu einer regelrechten Straffung des Geldbeutels übergehen und Entlassungen in Erwägung ziehen, um größere makroökonomische Veränderungen zu bewirken“, sagt sie.
Steve Chiavarone, Senior Equity Strategist bei Federated Hermes, bleibt jedoch optimistisch, was die Aussichten für die USA für den Rest des Jahres betrifft.
„In dem Maße, wie die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Zollprogramm schwinden und neue fiskalische Maßnahmen eingeführt werden, dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte ein günstigeres Wachstumsumfeld einstellen“, sagt er.
„Die US-Wirtschaft befindet sich in einem Abschwung, nicht in einer Rezession, und die Widerstandsfähigkeit der US-Verbraucher sowie die niedrigen Arbeitslosenzahlen deuten darauf hin, dass die Rezessionsrisiken gering bleiben.“
Chiavarone geht davon aus, dass sich US-Aktien in der zweiten Jahreshälfte besser entwickeln werden, insbesondere Large-Cap-Technologiewerte sowie auch kleine und mittelgroße Unternehmen (SMID), die seinen Angaben nach vom Rückenwind aus dem Inland profitieren dürften.
„Finanzwerte und übersehene Technologietitel bieten einen überzeugenden Mehrwert. Für globale Anleger bietet eine 30-50%ige Allokation in US-Aktien ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Chancen und Diversifizierung. Trotz politischer Unruhen oder kurzfristiger Underperformance bleiben die USA eine Drehscheibe für Innovation und Wachstum, und globale Anleger werden weiterhin ein Engagement in diesem Bereich suchen“, fügt er hinzu.
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