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Biowissenschaften: 4 Gründe, warum dieser in Ungnade gefallene Sektor Aufmerksamkeit verdient

Insight
2 September 2024 |
Impact
In dieser Phase des nachlassenden Gegenwinds verrät uns das Team hinter der Sustainable-Global-Equity-Strategie, weshalb es Investitionen in den Sektor der Biowissenschaften auf lange Sicht für interessant hält.

Die Biowissenschaften umfassen alle wissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit lebenden Organismen befassen, einschließlich Biologie, Biochemie, Genetik und Mikrobiologie.

Sie werden häufig mit der Biotechnologie bzw. Biotech verwechselt, die in der Investmentwelt den Ruf hat, volatil zu sein.

Wir bei Federated Hermes blicken über kurzfristige Marktbewegungen hinaus und sehen bei den Unternehmen, die an der Herstellung biologischer Arzneimittel beteiligt sind, ein beträchtliches langfristiges Investitionspotenzial.

Im Gegensatz zu chemisch synthetisierten Arzneimitteln können Biologika aus Zuckern, Proteinen, Nukleinsäuren oder komplexen Kombinationen dieser Substanzen bestehen oder auch lebende Zellen oder Gewebe sein. Sie werden aus einer Vielzahl natürlicher Quellen isoliert – Mensch, Tier oder Mikroorganismus.1

Die komplexen biologischen Arzneimittel, die in den Pharmapipelines eine zentrale Rolle spielen, erfordern andere Entdeckungs- und Produktionstechniken als herkömmliche Medikamente. Wir sehen Chancen bei einem breiten Spektrum von Unternehmen, die in der Produktion tätig sind, z. B. bei Vertrags-, Entwicklungs- und Produktionsunternehmen (CDMOs) und Herstellern von Verbrauchsgütern sowie bei Herstellern von Spezialwerkzeugen und -geräten, die in der Forschung und Entdeckung tätig sind.

In diesem Artikel erörtern wir, warum eine Investition in den Biowissenschaftssektor, der sich im Spannungsfeld von demografischen Veränderungen, technologischem Fortschritt und gesellschaftlichen Bedürfnissen befindet, eine überzeugende langfristige Anlagemöglichkeit darstellt.

1. Langfristige Wachstumstreiber weiterhin intakt

a) Bevölkerungswachstum

Die Weltbevölkerung hat sich von schätzungsweise 2,5 Milliarden Menschen im Jahr 1950 auf 8,0 Milliarden im November 2022 mehr als verdreifacht. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass sie im Jahr 2050 9,7 Milliarden und Mitte der 2080er Jahre fast 10,4 Milliarden erreichen wird2, während die Lebenserwartung ebenfalls steigt.

Dieses Bevölkerungswachstum in Verbindung mit einer längeren Lebensdauer führt zu einer größeren Mittelschicht und einer beträchtlichen alternden Bevölkerung, was die Gesundheitssysteme stärker belastet, da ältere Menschen höhere Pro-Kopf-Ausgaben erfordern.

b) Entwicklungsintensität von Instrumenten und Geräten

Die Entwicklung neuer Arzneimittel erfordert heutzutage modernste Instrumente und Geräte, die die Messlatte für die industriebezogenen Standards und Erwartungen höher gelegt haben.

Da die „tief hängenden Früchte“ bereits geerntet wurden, müssen die Pharmaunternehmen mehr in Forschung und Entwicklung (F&E) investieren, um erfolgreich zu sein.

Dies geht aus dem 13. Jahresbericht der Deloitte-Reihe Measuring the return from pharmaceutical innovation („Messung der Rendite von pharmazeutischen Innovationen“) hervor, in dem geschätzt wird, dass die durchschnittlichen Kosten für die Entwicklung eines Medikaments, einschließlich der Kosten für Misserfolge, von 1.986 Mio. USD im Jahr 2021 auf 2.284 Mio. USD im Jahr 2022 angestiegen sind.

Während also die großen Pharmaunternehmen mit höheren Kosten und geringeren Erträgen aus ihren F&E-Investitionen konfrontiert sind, unterstützen Drittunternehmen die bekannten „Headline“-Pharmanamen.

Diese Unternehmen, die die erforderlichen Instrumente und Geräte für den Entwicklungsprozess bereitstellen, sind gut aufgestellt, um von der gestiegenen Nachfrage zu profitieren.

c) Von der Biologika-Revolution profitieren

Indem sie sich die Biologika-Revolution zunutze machen, können Pharmaunternehmen einige der Hindernisse überwinden, die durch hohe F&E-Kosten und regulatorische Hürden entstehen, und gleichzeitig die steigende Nachfrage nach innovativen Therapien durch eine alternde und wachsende Weltbevölkerung befriedigen.

Mehrere neue Modalitäten verdeutlichen die tiefgreifenden Auswirkungen, die Biologika auf die Industrie haben.

So haben beispielsweise mRNA-Impfstoffe unseren Ansatz bei Infektionskrankheiten revolutioniert, wie die rasche Entwicklung von COVID-19-Impfstoffen durch Moderna und BioNTech zeigt.

Gentherapien haben bei der Behandlung von bisher unheilbaren genetischen Erkrankungen bedeutende Fortschritte gemacht, während monoklonale Antikörper bei der Behandlung in der Onkologie eine zentrale Rolle spielen, indem sie gezielte Therapien für verschiedene Krebsarten mit beachtlichen Erfolgsquoten ermöglichen.

Diese Beispiele unterstreichen die dynamische und sich rasch weiterentwickelnde Natur von Biologika und heben das Potenzial des Sektors für bahnbrechende Therapien und erhebliche Investitionsmöglichkeiten hervor.

Wir blicken über kurzfristige Marktbewegungen hinaus und sehen bei den Unternehmen, die an der Herstellung biologischer Arzneimittel beteiligt sind, ein beträchtliches langfristiges Investitionspotenzial.

2) Erholung des Sektors bei nachlassendem Gegenwind

Obwohl die Verlagerung hin zur Herstellung biologischer Arzneimittel bereits seit einem Jahrzehnt zu beobachten ist, wurde der Sektor 2023 von starkem Gegenwind beeinträchtigt.

Höhere Zinssätze führten zu einer Austrocknung der Biotechnologie-Finanzierung, eine Rezession in China führte zu einem Einbruch der dortigen Nachfrage, Änderungen im Gesetz zur Reduzierung der Inflation in den USA (Inflation Reduction Act, IRA) führten zu einer Pause bei den Ausgaben der großen Pharmakonzerne, und der Ausgaben-„Kater“ nach COVID war immer noch offensichtlich.

Dieser Gegenwind flaut nun auf ganzer Linie ab:

  • Im ersten Halbjahr 2024 waren die Finanzierung von Biotechnologie wieder auf Rekordniveau.
  • China kurbelt den Sektor an. Dieser stellt einen der zentralen Punkte im neuesten Fünfjahresplan und eine nationale strategische Priorität dar.
  • Der COVID-Gegenwind ist vollständig abgeflaut.
  • Die großen Pharmaunternehmen geben wieder Geld aus, da die Auswirkungen des IRA jetzt klarer sind.
  • Der BioSecure Act bietet auch für westliche Akteure in der Wertschöpfungskette klare Vorteile.

Da nun immer mehr Klarheit bei diesen Fragen besteht, lassen die Herausforderungen nach und der Sektor erholt sich.

3) Eine „kambrische Explosion“ in der Arzneimittelforschung und -entwicklung

In den letzten zehn Jahren haben Fortschritte bei der Rechenleistung, der Technologie und unserem Verständnis der Biologie völlig neue Bereiche für die Arzneimittelforschung eröffnet.

Dies hat zu einer „kambrischen Explosion“ bei der Entdeckung von Arzneimitteln im Frühstadium und zum verstärkten Einsatz von Biologika zur Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden geführt.

Im Gegensatz zu konventionellen oder „niedermolekularen“ Arzneimitteln können Biologika auf ganz spezifische Teile des Körpers abzielen, etwa auf bestimmte Zellen oder Proteine. Das bedeutet, dass sie bei der Behandlung von Krankheiten sehr präzise sein können.

Diese Präzision erfordert natürlich fortschrittlichere Instrumente und Geräte – und verschafft damit den Unternehmen, die Zugang zu diesen bieten, eine solide Einnahmequelle.

4) Positive gesellschaftliche Ergebnisse

Der Sektor der Biowissenschaften steht im Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen.

Tatsächlich spielen Investitionen in CDMOs und Gerätehersteller eine entscheidende Rolle bei der Senkung der Kosten für die Entdeckung und Bereitstellung von Arzneimitteln, was am UN-SDG-Ziel 3 „Gesundheit und Wohlergehen“ ausgerichtet ist.

Während die COVID-19-Pandemie und andere Krisen den Fortschritt bei der Bekämpfung behandelbarer Krankheiten wie Tuberkulose und Malaria behindert haben, setzen Diagnostikunternehmen ihre Instrumente ein, um diese Herausforderungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit direkt anzugehen, was dem Ziel der Vereinten Nationen, ein „gesundes Leben für alle“ zu fördern, zugute kommt.

Biologika hatten bereits einen großen Einfluss auf die Behandlung von Krebs, entzündlichen und immunologischen Erkrankungen sowie Infektionskrankheiten. Die Forschung in diesem Sektor treibt das Verständnis all dieser und anderer Bereiche wie der Gentherapie voran.

Da die Weltbevölkerung wächst und altert, werden die Gesundheitssysteme zunehmend unter Druck geraten. Wir betrachten Biologika als ein wichtiges Instrument, um diese Herausforderung zu bewältigen.

Um mehr über unsere Sustainable-Global-Equity-Strategie zu erfahren, klicken Sie bitte hier.

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