Ausblick 2025
Höherer Risikoappetit und neue Schwerpunkte in der Asset-Allokation
Frank Pöpplow
Aktuell werden die letzten Anpassungen der Asset-Allokationen für das Jahr 2025 gemacht. Wie so oft wird sich auch diesmal nicht alles grundlegend ändern, doch das kommende Jahr wird zweifellos von einem wachsenden Risikoappetit geprägt sein.
Während institutionelle Investoren in den Jahren 2023 und 2024 vor allem bemüht waren, das hohe Zinsniveau durch den Erwerb von langlaufenden Anleihen zu sichern, könnte der Fokus 2025 verstärkt auf diversifizierenden Anlageklassen liegen. Deutschland und Österreich bleiben weiterhin Märkte, in denen festverzinsliche Anlagen bevorzugt werden. Sollte sich die Annahme bewahrheiten, dass die Zuflüsse in Direktanlagen nicht weiter steigen, könnten insbesondere zwei Assetklassen in den Fokus rücken: globale oder US-Investment-Grade-Anleihen sowie Emerging Market Debt.
Bei der letztgenannten Anlageklasse gilt weiterhin die Faustregel, dass sinkende Zinsen in den USA positive Effekte auf die Zinsmärkte der Emerging Markets haben, auch wenn diese mittlerweile eine zunehmend unabhängige und konsistente Zinspolitik verfolgen.
Die diversifizierende Wirkung von US-Anleihen im Portfolio ist eine Legende, die sich hartnäckig hält. Daher könnte ein Teil des Kapitals in diese Richtung fließen, sofern der Bedarf an Direktanlagen zur Sicherung des Rechnungszinses gedeckt ist.
Der Trend zu Investments in Private Markets – wie Private Equity, Real Estate Debt, Infrastruktur oder Direktkredite – dürfte sich nach der moderaten Nachfrage in 2024 im Jahr 2025 wieder verstärken. Die Risikobudgets einiger Investoren könnten sich spürbar entspannen, während andere sich stärker dem Markt öffnen könnten. Viele institutionelle Investoren agieren als „Vintage-Investoren“, das heißt, sie tätigen in verschiedenen alternativen Assetklassen jährlich zwei bis vier Investments mit unterschiedlichen Anbietern. Selbst wenn dieses Muster nicht vollständig wiederaufgenommen wird, dürfte zumindest ein reduziertes Investitionsvolumen realisiert werden. Real Estate Debt dürfte dabei die Anlageklasse sein, die vielleicht die attraktivste ist, aber leider auch diejenige, die in Entscheidungsgremien aufgrund der Lage am Immobilienmarkt am schwersten zu vermitteln sein wird.
Welchen Stellenwert wird Nachhaltigkeit in den zukünftigen Investitionsentscheidungen einnehmen? Wir sehen einen Trend weg von reinen Ausschlusskriterien hin zu einer stärkeren Internalisierung von ESG-Kriterien in den Investmentprozess. Dies wird erhebliche Anforderungen an Vermögensverwalter stellen, die in diesem Bereich mehr liefern müssen. Themen wie Impact Investing bei Private Equity, Nachhaltigkeitsstandards bei privaten Kreditvergaben sowie ESG-Kriterien bei liquiden Anleihen und Aktieninvestments werden unverzichtbar sein.
Die Nachfrage bei Privatkunden hat sich von diesem beschriebenen Trend wegentwickelt oder war es vor vier Jahren nur ein Strohfeuer, als die Nachfrage nach Fonds der SFDR Kategorie Artikel 9 kurzzeitig durch die Decke ging? Viele Privatkunden bevorzugen es offenbar, die Nachhaltigkeitsfrage an Vermögensverwalter zu delegieren, ohne spezifische Präferenzen zu äußern. Vor diesem Hintergrund könnten globale Aktienfonds mit einem breit angelegten und fundierten Nachhaltigkeitskonzept gut positioniert sein, um sich in diesem Umfeld zu behaupten.
Ich bin überzeugt, dass Aktienfonds weiterhin den Wholesale-Markt dominieren werden. Auch wenn europäische Investoren mitunter irritiert auf die Entwicklungen in den USA blicken, wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass Aktieninvestitionen keine Abstimmung über gesellschaftspolitische Systeme darstellen, sondern primär der Rentabilität von Unternehmen dienen. In diesem Punkt werden die USA Europa voraussichtlich weiterhin voraus sein. Wir erwarten daher eine verstärkte Nachfrage nach US-Aktien, insbesondere im Small-Cap-Segment, das aktuell als unterbewertet gilt.
Expertenmeinungen
Aktien: Wird sich die Aktienrallye fortsetzen? Wie könnte sich der Wahlsieg der Republikaner auf diese Anlageklasse auswirken?
Anleihen: Was sind die wichtigsten Themenaspekte für festverzinsliche Wertpapiere im neuen Jahr?
Private Märkte: Wird es für diese Anlageklasse im kommenden Jahr eher Gegenwind oder Rückenwind geben?